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Reise
Lieder, ja, ich bin vor allem mit Liedern aufgewachsen, mit Liedern im Auto nach Polen, Tschechien oder nach Ungarn, zu meinen Großeltern nach Leipzig, mit Liedern zu Hause. Eine Zeit lang dachte ich, dass Autofahren nur mit Singen geht. Meine Geschwister und ich haben tausende Male dieses Cover – Gerhard Schöne singt Kinderlieder aus aller Welt (LP) – angeschaut, jede*r hatte sein Lieblingslied, singen konnten wir alle. Später, im 21. Jahrhundert, habe ich dann mit meinen Kindern wieder einige der Lieder dieser Platte gesungen, auch wieder im Auto, zu den Großeltern oder zu Hause oder nach nun irgendwohin. Das Geburtstagslied aus Russland singen wir nun jedes Jahr mehrmals, alle zusammen, zweistimmig, mit oder ohne Gitarre.
Ich habe damals 1975 – 82 im Botanischen Garten in Reichenberg /Liberec / gearbeitet. Ich erinnere mich an die viele DDR Autobus Besucher. Ich habe damals einer alten Dame an der Kasse immer mal geholfen. Sie konnte Deutsch, ich damals nicht. Ich bin im Sommer 82 mit der CKM nach Jugoslawien gereist und geflüchtet.
Sogenannte „Bückware“. Bücher wie diese waren schlecht oder nur unter dem Ladentisch zu kriegen. Und Bücher, die es nur unter dem Ladentisch gab, schienen immer alle gleichzeitig zu lesen. Für mich war dieses Buch („Der letzte Seufzer“ von Luis Buñuel, Verlag Volk & Welt, 1988) – wie so viele andere auch – die Möglichkeit, in der Phantasie zu verreisen. In der Zeit und an Orte, zu denen ich damals nie gekommen wäre: Spanien, Frankreich, Mexiko, Amerika. Was für ein Abenteuer.
Im Juli 1970 sind wir zu unserer Hochzeitsreise vom Flughafen Berlin-Schönefeld nach Budapest gestartet. Zur damaligen Zeit konnte man nicht beliebig viel Mark der DDR mit nach Ungarn nehmen. Es war ein vorgeschriebener Umtauschsatz von 15,00 Mark pro Tag, den man vorher im Reisebüro umtauschen musste. Im Land durfte man dann noch einmal mit einer Zollerklärung, die man vom Reisebüro erhalten hat, einmalig Geld tauschen. Da aber auf dem Flughafen genügend Zollerklärungen zu haben waren, haben wir blanko mehrere mitgenommen und konnten so unser geringes Budget aufbessern. Einige Jahre später wurde sehr streng aufgepasst, dass man nicht mehrere Zollerklärungen hatte.
Im August 1989 kauften meine Frau und ich zum ersten Mal Flüge im Reisebüro der DDR und organisierten uns selbständig ein Hotel in Prag. Das war ein aufregendes neues Reisegefühl. Dass es Getränke und Pralinen gab während des Fluges hat uns offensichtlich beeindruckt, wir haben es in unserem Reisetagebuch festgehalten. Es war eine sehr schöne Reise, allerdings erinnere ich mich daran, dass wir immer sehr auf das Geld schauen mussten, da wir nur wenig Kronen umtauschen durften…
Im Jahr 1980 gingen meine Frau und ich auf unsere erste große, also wirklich weite Reise. Wir fuhren mit dem Freundschaftszug nach Odessa und nach Kiew. In unserer Zeitung des Kreises Teterow, der „Freien Erde“, wurde in einer Artikelserie darüber berichtet.
Unseren Kindern brachten wir von dort Matroschkas mit und russisches Konfekt.Ich kam zusammen mit meiner Schwester und meiner Mutter mit 14 Jahren nach Deutschland. Das war im Sommer 1981. Bis zum Mauerfall sind wir fast jedes Jahr in den Sommerferien mit dem Auto von Berlin nach Istanbul, in den Heimaturlaub gefahren. In unserem Opel verstauten wir jede Menge Gepäck und Geschenke (wie Pulverkaffee und Schokolade in allen Variationen) für die Verwandten daheim. Drei Tage hat die Fahrt gedauert. Sie führte über Österreich durch Jugoslawien, über Bulgarien in die Türkei. An den Landesgrenzen, insbesondere der jugoslawischen Grenze, durften wir bei den Grenzkontrollen fast die ganzen Koffer wieder auspacken. Wenn man Glück hatte, durfte man nach wenigen Minuten weiterfahren. Meine letzte Autoreise in die Türkei ist jetzt 37 Jahre her.